Der Zelluloidfilm
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Zelluloidfilm (auch bekannt als Nitratfilm oder Nitrofilm) wurde aus mehreren Gründen in der Frühzeit der Fotografie und des Kinos verwendet:
Historische Bedeutung und Pionierrolle:
- Erster flexibler, transparenter Filmträger: Vor Zelluloidfilm wurden hauptsächlich Glasplatten als Trägermaterial für Fotos verwendet. Diese waren schwer, zerbrechlich und ungeeignet für die Aufnahme von Bewegtbildern. Zelluloid war das erste Material, das flexibel und transparent genug war, um als durchgehender Filmstreifen für Rollfilme und später für Kinofilme zu dienen. Dies war ein entscheidender Schritt für die Entwicklung der modernen Fotografie und des Kinofilms.
- Massenfertigung und Imitation: Zelluloid war der erste Thermoplast und ermöglichte es erstmals, Luxusartikel wie Elfenbein, Bernstein oder Perlmutt in Massenfertigung herzustellen (z.B. für Kämme, Messergriffe, Spielzeug). Diese Fertigungsmethoden konnten auch auf die Filmproduktion angewendet werden.
Vorteile (zur damaligen Zeit):
- Flexibilität und Transparenz: Wie bereits erwähnt, waren dies die entscheidenden Eigenschaften, die Zelluloid zum idealen Material für Filmstreifen machten.
- Gute optische Eigenschaften: Zelluloidfilm ermöglichte eine scharfe und schnelle Bildaufnahme mit einem erweiterten Tonwertumfang.
- Verarbeitbarkeit: Es ließ sich leicht schmelzen und formen, was die Produktion erleichterte.
Nachteile und warum es abgelöst wurde:
Trotz seiner revolutionären Eigenschaften hatte Zelluloidfilm erhebliche Nachteile, die letztendlich zu seiner Ablösung führten:
- Extreme Brennbarkeit (und Explosionsgefahr): Dies ist der größte und bekannteste Nachteil. Zelluloid (Nitrozellulose) ist hochbrennbar und kann sich unter bestimmten Bedingungen spontan entzünden. Es brennt sehr schnell und explosiv, da es seinen eigenen Sauerstoff enthält und daher nicht gelöscht werden kann. Dies führte zu zahlreichen verheerenden Bränden in Kinos und Archiven, bei denen unzählige Filme für immer verloren gingen. In Deutschland wird Nitrozellulose sogar als Sprengstoff eingestuft.
- Zersetzung und Instabilität: Zelluloidfilm zersetzt sich mit der Zeit selbst, selbst bei optimaler Lagerung. Dieser Zersetzungsprozess kann in mehreren Stadien ablaufen, beginnend mit Verfärbungen und einem sauren Geruch bis hin zur Verklebung des Films und schließlich zu einem braunen Pulver. Die Zersetzung setzt auch giftige Gase frei, die andere Materialien, einschließlich Sicherheitsfilm, beschädigen können.
- Sicherheitsrisiko für Archive: Aufgrund der oben genannten Gefahren müssen historische Zelluloidfilme unter strengen Sicherheitsvorkehrungen gelagert werden, oft in speziellen Bunkern, die den Anforderungen des Sprengstoffgesetzes entsprechen.
Ablösung durch sicherere Materialien:
Angesichts dieser gravierenden Nachteile wurde Zelluloidfilm ab den 1950er Jahren, insbesondere ab 1951 in Europa, schrittweise durch Sicherheitsfilm auf Basis von Zelluloseacetat ersetzt. Später kam der noch stabilere Polyesterfilm hinzu.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Zelluloidfilm verwendet wurde, weil es zur Zeit seiner Einführung das einzige Material war, das die technischen Anforderungen für die Entwicklung des modernen Films erfüllte. Seine revolutionären Eigenschaften ermöglichten die Entstehung des Kinos, aber seine extremen Sicherheitsrisiken führten zu seiner unvermeidlichen Ablösung durch sicherere Alternativen.